mein Ostergeschenk

Mittwoch, 21.05.2014

So, endlich mal wieder ein Blogeintrag -  tut mir leid, dass ich so lange nichts geschrieben habe. Die letzten Wochen waren ziemlich ereignisreich. Vor allem hatte ich endlich Ferien – und zwar zusammen mit meiner Familie!

Es war wirklich ein wunderschöner Urlaub, ein Highlight jagte das nächste. Am ersten Tag blieb kaum Zeit, um zu verarbeiten, dass ich meine Familie nach fast 8 Monaten endlich wiedersehen konnte, weil es sofort losging zu einem Konzert des Boys Choir. Die Fahrt gestaltete sich ziemlich hektisch, weil man sich mit der Entfernung eben doch leicht verschätzt…. Obwohl wir das erste Lied verpasst haben, hat es sich gelohnt. Danach haben wir in Dragon Peaks zu Abend gegessen und meine Eltern mussten schon ihre Kenntnisse in englischer Konversation unter Beweis stellen.

Die beiden nächsten Tage musste ich noch arbeiten, sodass sich die Gelegenheit bot, Isibani und den Place of Safety kennenzulernen. Freitags haben wir einen netten Abend bei leckerem Essen mit Elke und Sofi verbracht. Weil Freya und ich unser typisches Wochenendprogramm zeigen wollten, haben wir den Samstag in Spioenkop verbracht mit Schwimmen und Reiten (nein, jede Woche machen wir das auch nicht). Sonntags ging es dann in zwei verschieden Gottesdienste, was im Kontrast wirklich interessant war (Lutheran und Methodist Church) und immerhin war ja Palmsonntag. Wie fast jedes Wochenende durfte natürlich Pig&Plough nicht fehlen, wobei ich diesmal nicht skypen musste, weil ich ja meine Familie live neben mir sitzen hatte!

Den letzten Tag in Winterton haben wir mit packen für den Urlaub und einem kleinen Spaziergang verbracht. Außerdem musste ich mich von Freya verabschieden, die ich die nächsten drei Wochen nicht sehen würde…

Dienstags ging es endlich los: unsere erste Station war der Nationalpark Hluhluwe-Imfolozi. Zwar nicht so groß wie der Krüger-Park, dafür aber auch nicht so voll, kann man hier ebenfalls die Big Five sehen: Löwe, Leopard, Nashorn, Büffel und Elefant. Zwei Nächte haben wir dort verbracht und unzählige Tiere gesehen: Im Garten liefen Warzenschweine, Impalas und Hyänen herum, es gab Giraffen, Zebras, Gnus, Antilopen und sogar Schildkröten zu sehen. Außerdem haben wir sowohl Breitmaul- als auch Spitzmaulnashörner, sowie ein paar Büffel gesehen. Die Highlights waren für mich auf jeden Fall die Elefanten, die direkt neben der Straße standen und klar der Löwe, den wir mit viel Glück sehen konnten! Es war wirklich toll, ich hätte nicht gedacht, dass wir so viele Tiere sehen würden.

Viel zu schnell waren die zwei Tage um und wir sind weiter nach St.Lucia gefahren. Ein sehr touristischer Küstenort mit tropisch heißem Klima, weshalb man sich gut gegen die Mücken schützen muss. Nachdem wir den wenig spektakulären Ort erkundet hatten, war genug Zeit für den wunderschönen Strand. Da auf dieser Seite Südafrikas der Indische Ozean ist, war das Wasser warm und toll zum Baden. Das Klima bietet außerdem ideale Bedingungen für Flusspferde und Krokodile, die im Brackwasser der Mangroven nicht weit vom Strand entfernt leben. Bei einer Bootsfahrt konnte man die Tiere in freie Wildbahn beobachten, was beeindruckender war, als im CrocodileCentre. Hier werden verschieden Arten Krokodile gehalten und gezüchtet, wobei die Tiere derart überfüttert sind, dass die wöchentliche Fütterung wenig spektakulär ist – die Krokodile reagieren nicht mal, wenn ihnen ein Huhn ins Maul gelegt wird! Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass manche bloß einmal im Jahr fressen… 

In St.Lucia haben wir Ostern verbracht, was ein bisschen seltsam war, weil ich bisher noch nie Ostersonntag am Strand bei 30°C verbracht habe. Aber es gab Ostereier und wir waren sogar in einem eher langweiligen, aber immerhin katholischen Gottesdienst.

Montags sind wir weiter nach Süden gefahren – Port Shepstone. Weil wir die Unterkunft auf Empfehlung einer Bekannten im Internet gebucht hatten, wussten wir nicht, was uns erwartet: ein riesiges Haus (5 Schlafzimmer, 4 Bäder!) mit Blick aufs Meer und eigenem Strandzugang. Außerdem gab es eine furchtbar komplizierte Alarmanlage, überall Gitter und Schlösser. Allein dadurch hat man schon mehr Angst, finde ich – schrecklich, wie sich die Leute hier verbarrikadieren (müssen?). Das Seltsamste war aber, dass wir eine Hausangestellte hatten. Das war uns irgendwie allen etwas unangenehm und außerdem sind wir es ja gewohnt, selbst aufzuräumen: Am Ende hat sie gesagt, sie wäre total verblüfft gewesen, weil wir so ordentlich wären und sie eigentlich kaum etwas zu tun gehabt hätte. Das Schlimme dabei war allerdings, dass sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in einem Raum in der Garage gewohnt hat! Es war fast nicht auszuhalten – vor allem nicht, dass sie schockiert war, wie freundlich und respektvoll wir sie behandelt haben! Da habe ich wieder gemerkt, dass die Apartheid eben doch noch nicht lange her ist…

Nichtsdestotrotz hatten wir eine schöne Zeit dort. Der Strand ist einfach toll und wir waren fast jeden Tag schwimmen. Außerdem sind wir in die nahegelegene Oribi Gorge gefahren, eine riesige Schlucht. Nicht weit davon ist der Lake Eland Park, dessen Landschaft ein bisschen an die Drakensberge erinnert, was angesichts der Küstennähe erstaunlich ist. Wir sind ein bisschen spazieren gegangen und über Hängebrücken gegangen, was selbst für relativ schwindelfreie Menschen eine Herausforderung ist.

Aber auch diese Woche war irgendwann zu Ende und es ging zurück nach Winterton. Ich war letztendlich doch froh, dass ich nicht sofort wieder arbeiten musste, sondern noch eine Woche Urlaub nehmen musste, weil Isibani geschlossen war. So hatten wir noch Zeit für Wanderungen in Monk’s Cowl, Cathedral Peak und im Royal Natal National Park. Dabei konnte man die zweithöchsten Wasserfälle der Welt, die Tugela Falls erahnen, aber nicht wirklich sehen. Trotzdem hat sich die Wanderung sehr gelohnt. Natürlich durfte auch das Souvenirshoppen und Essengehen nicht zu kurz kommen, sodass wir noch eine Reisetasche für die vielen Geschenke kaufen mussten...

Fest steht: es gibt viel zu erzählen. Was habt ihr denn in Afrika gemacht? Ach ja, stundenlang halbgefrorene Bohnen geschnitten! Im Ernst, haben wir echt. Eines Morgens rief mich Sofi an und fragte, ob wir schon was vorhätten oder vielleicht mithelfen können. Also haben wir geholfen, und 150 kg Bohnen für die Radfahrer des Rennens von Johannesburg  zur Küste geschnitten. Natürlich waren wir mit deutscher Gründlichkeit das effektivste und schnellste Team.

Wie unglaublich schnell die Zeit vergangen war, habe ich eigentlich erst am 2. Mai so richtig gemerkt – da ging es nämlich schon wieder nach Durban zum Flughafen! Einen Zwischenstopp haben wir noch an der Mandela Capture Site gemacht, wo Mandela gefangen genommen wurde und daraufhin 27 Jahre ins Gefängnis musste. Witzigerweise ist Frithjof, Freyas Freund, mit demselben Flugzeug zurückgeflogen wie meine Familie, sodass wir uns am Flughafen getroffen haben (nach ein bisschen Aufregung, weil ihnen das Auto geknackt, aber zum Glück nur Geld geklaut wurde). Das war auch gut so, denn dann kamen Freya und ich uns nicht ganz so verlassen vor nach dem Abschied…

Wir beide haben bei einem Freund in Amanzimtoti (nicht weit von Durban) übernachtet. Am nächsten Tag sind wir noch ein letztes Mal schwimmen gegangen, wobei wir zufälligerweise die Zieleinfahrt der Radfahrer vom genannten Radrennen gesehen haben! Mit Freyas Mietauto sind wir danach zurück nach Winterton gefahren, wo wir den Nachmittag mit Putzen, Aufräumen und Auspacken beschäftigt waren.

Um uns abzulenken, sind wir am Sonntag zu Music in the Mountains gegangen, was eine Art Festival des Boys Choirs ist mit einem Markt und verschiedenen Konzerten. Zuerst waren wir im ökumenischen Gottesdienst und noch in einem Konzert zu Ehren Nelson Mandelas, wo z.B. „Heal the World“  und Ähnliches gesungen wurde.  Kurz darauf haben wir den Arzt aus Winterton getroffen, dem die Pferde abgehauen waren. Spontan haben wir angeboten, suchen zu helfen und durften als Dankeschön reiten -  was bedeutet, dass ich meine erste richtige Reitstunde bekommen habe.

Die Zeit ist total schnell vergangen, aber ich habe einen wunderschönen Urlaub gehabt. Das Wichtigste dabei war natürlich, Zeit mit meiner Familie verbringen zu können, der ich sehr dankbar für alles bin.

(Die schönen Fotos sind übrigens von meinem Papa und mehr habe ich momentan leider nicht.)