Abschied

Donnerstag, 21.08.2014

Wenn nur wenig Zeit bleibt, versucht man natürlich diese bestmöglich zu nutzen. Dementsprechend voll waren die letzten Wochen - vor allem mit Abschieden...

Zuerst einmal gab es noch einige schöne Aktionen. Ein langes Wochenende über ging es mit einer befreundeten Familie nach Scottburgh. Einfach schön, wenn man nach drei Stunden Autofahrt tolles Sommerwetter im Winter hat.Vor allem hieß der Kurzurlaub an der Küste Strand, Meer und shoppen. Außerdem haben wir noch ein Crocodile Centre besucht, was echt interessant war. Aber das absolute Highlight war eine Bootsfahrt - raus zu den Walen! Ich kannte Wale bisher nur aus dem Fernsehen und so war das schon etwas ganz Besonderes, vor allem da wir sogar einen der Buckelwale springen gesehen haben. Was noch toller war: Wir konnten an einer Stelle vom Boot ins Wasser springen. Beim Tauchen konnte man dann die Wale sogar singen hören! Das war wirklich unvergesslich. 

Da wir noch einen letzten Urlaubstag zur Verfügung hatten, haben wir uns entschieden, noch einmal nach Dragon Peaks zu fahren. Bisher hatten wir in dem Resort nicht wirklich viel gemacht und wollten den Tag dort richtig nutzen. Also haben wir mit einem einstündigen Ausritt durch die schöne Umgebung begonnen (natürlich nur im Schritt, weil ich ja nicht reiten kann). Nach einem zweiten Frühstück ging es dann zu einem sog. Zip-Line Parcours. Zwischen Bäumen sind Drahtseile gespannt, an denen man mithilfe eines Rollkarabiners von Plattform zu Plattform fährt. Das war ziemlich cool, wenn auch manchmal etwas gruselig. Das Schlimmste war allerdings eine 6m hohe Plattform, auf der man sich auf eine Art Schaukel setzen und schließlich runterspringen musste. Nach dem Absprung schwang man ein paar Mal hin und her bis man runtergelassen wurde. Ich kann nicht ganz fassen, dass ich das tatsächlich gemacht habe... Ein bisschen Höhenangst habe ich auch und der Absprung war wirklich schrecklich. Weil wir ja noch nicht genug gemacht hatten, sind wir noch zu einer kleinen Wanderung aufgebrochen. Uns wurde der Weg als "total einfach" und "superleicht zu finden" beschrieben. Hätten wir nicht noch einen Ortskundigen getroffen, hätten wir vermutlich länger als eine Stunde (statt 30 min) gebraucht... Am Ende des Tages waren wir jedenfalls ziemlich kaputt, aber auch zufrieden.

So, und dann fing der Stress an. Zum Einen gab es unglaublich viel zu tun bei Isibani: Aufräumen, sortieren, andere einarbeiten, Dinge erledigen... Wir wollten für unsere Nachfolger ja alles so gut wie möglich hinterlassen. Außerdem fing ein Abschiedsmarathon an: Beinahe jeden Tag gab es eine andere Aktion. Begonnen haben wir mit einem wenig erfolgreichen  Gottesdienstbesuch bei der Lutheran Church. Normalerweise gehen wir mit den Kindern vom Place of Safety immer zur Methodist Church, wo die Gemeinde uns immer sehr herzlich aufgenommen hat. Da wir durch Elke (unsere Mentorin und Pfarrerin) aber auch eine gewisse Verbindung zur Lutheran Church haben, mussten wir uns dort zumindest noch einmal sehen lassen. Also haben wir die Kinder dorthin mitgenommen, wie vorher besprochen. Leider gab es keinen Kindergottesdienst (wie eigentlich sonst immer, wir hatten sogar gefragt), sodass die Kinder, die ja kein Englisch verstehen, die ganze Zeit nur still sitzen mussten. Ehrlich gesagt, habe ich mich auch nicht besonders wohl gefühlt. Das war also keine so tolle Aktion...

Mit den Kindern haben wir als Abschied ein Lagerfeuer gemacht, was die auch ganz toll fanden - besonders die fürchterlich klebrigen Marshmallows. Allerdings waren alle Kinder erst seit kurzer Zeit da und alle, zu denen wir eine engere Beziehung hatten, schon vorher gegangen. Das war wahrscheinlich auch ganz gut so, weil so den neuen Kindern der Abschied leichter fiel.

Eine ebenfalls etwas unnötige Aktion war der letzte Samstag. Weil wir immer wieder gefragt wurden, ob wir denn eine Abschiedsfeier machne würden, haben wir uns überlegt ein kleines Treffen mit Kaffeetrinken zu machen. Also haben wir Kuchen gebacken und alles vorbereitet, bloß kamen dann nur sehr wenige... Wir hatten eh schon nicht sehr viele eingeladen, aber dann konnten einige dann auf einmal doch nicht. Nun ja, insgesamt eher enttäuschend. Abends war dann der Punkt gekommen, an dem irgendwie alles zu viel wurde und wir am liebsten sofort nach Hause wollten.

Glücklicherweise sah der nächste Tag schon viel besser aus: Wir hatten einen sehr schönen Abschied von der Kirchengemeinde und von ein paar anderen Leuten, die wir im Laufe des Tages noch getroffen haben. Außerdem haben wir alles geklärt, was zu klären war, was uns auch sehr erleichtert hat. Montags ging es dann direkt weiter mit einem Abschlussmeeting und einer weiteren Abschiedsfeier mit Leuten, die wir regelmäßig getroffen haben zum Gitarrespielen (also ich hab da nicht so viel Gitarre gespielt, aber es war trotzdem immer nett).

Dienstags ging es dann endlich ans Packen, was doch etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hat als gedacht. Als die Koffer nämlich auf die Waage kamen am nächsten Tag, hieß es umpacken. 3kg zu viel sind ganz schön teuer, also habe ich noch mehr Kleider aussortiert und wir haben eine Kiste gepackt, die wir im September mitgebracht bekommen (zum Glück!).

Der Mittwoch war der überhaupt stressigste Tag - emotional wie arbeitstechnisch. Wir mussten uns von unserer Sunday School Klasse bei der Grundschule verabschieden, was uns wirklich leid tat. Der Unterricht hat uns echt Spaß gemacht. Gleich danach ging es weiter mit einem Meeting mit den BDC/Creche ladies. Zu Anfang war ich noch zuversichtlich, dass einigermaßen gut überstehen zu können, aber als sie sich dann für die gute Zeit mit mir bedankt haben und Tränen in den Augen hatten, ging dieser Vorsatz buchstäblich den Bach runter... Richtig beruhigen ging eigentlich gar nicht, weil direkt danach der Abschied vom Isibani Team anstand. Das war natürlich auch sehr rührend, jeder hat etwas gesagt und es wurde sehr viel gesungen. Wirklich schön! Abends sind wir noch Essen gegangen mit Elke und Sofi, was aber zum Glück sehr lustig war. Noch mehr Traurigkeit hätte ich wahrscheinlich nicht verkraftet. Die gab es dann aber doch am nächsten Tag, wo wir die beiden Hausmütter vom Place of Safety zum Frühstück eingeladen haben. Außerdem mussten wir uns von Sofi verabschieden... Plötzlich saßen wir im Auto und waren auf dem Weg nach Durban! So sehr ich mich die ganze Zeit auf zu Hause gefreut habe, so sehr habe ich mir in dem Moment gewünscht nicht gehen zu müssen. Ich hätte nie gedacht, dass mir der Abschied so schwer fallen würde - im Flugzeug wurde uns dann erst wirklich bewusst, dass es vorbei ist. Ich glaube, dieser Abschied war noch schlimmer als der vor einem Jahr von Deutschland. Ich wusste ja, dass ich in 12 Monaten zuückkommen würde. Während jetzt... In Dubai musste ich mich dann auch von Freya trennen, was ebenfalls nicht einfach war, wenn man bedenkt, dass wir uns ein Jahr lang täglich gesehen haben.

Und auf einmal war ich wieder in Deutschland...