Abenteuer Jo'burg 2.0

Mittwoch, 26.03.2014

Wieder mal ein langes Wochenende (hier gibt es ja so schön viele Feiertage) und wieder mal ein Wochenende in Johannesburg. Am Donnerstag ging es los: den Tag haben wir mit Busfahren verbracht. Eigentlich sind diese Reisebusse recht komfortabel, allerdings dauert die Fahrt ziemlich lang und leider schaukelt es auch ein bisschen... Als wir abends im Dunkeln in Johannesburg ankamen, war mir doch ein bisschen mulmig zumute. Aber wir haben sofort ein Taxi gefunden, dass uns bis zur Wohnung von den Freiwilligen gebracht hat, bei denen wir gewohnt haben. In den Großstädten gibt es nämlich auch Taxis, wie man sie aus Deutschland kennt und nicht nur die Minibusse, in denen man wartet bis sie voll werden. Wir sind also sicher in der WG angekommen😉. Ich finde es übrigens immer wieder erstaunlich wie müde man vom Rumsitzen und Nichtstun im Bus wird…

Am Freitag war Human Rights Day. Aus gegebenem Anlass haben wir einen Ausflug zum Constitution Hill gemacht. Eine kleine Geschichtsstunde: Auf dem Gelände entstand 1893 das Old Fort, gebaut von Paul Kruger, um die Burenrepublik vor einer britischen Invasion zu schützen und die Goldsucher, die vermehrt in die Gegend kamen, im Blick zu behalten. Nach dem Burenkrieg wurde das Fort zum Gefängnis umfunktioniert. Innerhalb des Gebäudes wurden alle weißen männlichen Häftlinge untergebracht, die schwarzen waren separat, genauso wie die Frauen. Diese wurden in einem eigenen Gebäude ebenfalls nach Hautfarbe getrennt. Einige wenige der inhaftierten Frauen waren politische Aktivistinnen wie Winnie Madikizela-Mandela oder wirkliche Verbrecherinnen. Die meisten kamen dorthin weil sie beispielsweise keinen Pass bei sich trugen oder beim Bier brauen erwischt wurden. Der schlimmste Ort des Gefängnisses war „NumberFour“: Hier waren die schwarzen männlichen Gefangen. Es herrschten katastrophale hygienische und gesundheitliche Verhältnisse, Erniedrigung  gehörte zur Tagesordnung. An einigen Stellen erinnert das Gefängnis erschreckend an ein Konzentrationslager und man kann sich kaum vorstellen, dass das Ganze noch gar nicht lange her ist. Viele der schwarzen Männer in „NumberFour“ waren Kriminelle, aber viele wurden auch inhaftiert, weil sie Rassengesetze nicht beachtet oder dagegen protestiert hatten. Die zwei wohl berühmtesten Häftlinge des Gefängnisses sind wohl Nelson Mandela, dessen Zelle man besichtigen kann und Mahatma Gandhi, der mit Protesten gegen Unterdrückung im Südafrika der Apartheid begann.

Um zu zeigen, dass die Vergangenheit überwunden ist und die Zukunft Demokratie, Wahrung der  Menschenrechte und Freiheit bedeutet, wurde auf die Ruine eines Gefängnisteils das Verfassungsgericht gebaut. Das Gebäude ist sehr schön gestaltet und erinnert von innen eher an ein Kunstmuseum als an ein Gericht. Direkt daneben brennt als Symbol die „Flamme der Demokratie“.

Danach waren wir erst mal geschafft von so vielen Eindrücken und Informationen. Mit dem Unibus haben wir unfreiwillig eine kleine Stadtrundfahrt gemacht – so haben wir aber  ein bisschen was vom berüchtigten Hillbrow gesehen. In der großen Einkaufsmall haben wir etwas gegessen und sind danach noch ins Kino gegangen:In Winterton gibt es ja keins, deshalb haben wir sogar zwei Stunden Wartezeit in Kauf genommen, um dann einen mittelguten Film anzuschauen😀.

Am Samstag sind wir mit 10 anderen Freiwilligen zum Holi Festival gegangen. Wer nicht weiß, was das ist: Es wird Musik gespielt und man bewirft sich gegenseitig mit Farbpulver😀. Das beruht auf einem Brauch aus Indien, wo an einem bestimmten Feiertag ebenfalls mit Farbe geworfen wird. Es sah echt toll aus und hat wirklich Spaß gemacht. Außerdem gab es erstaunlicherweise richtig leckeres Essen mit exotischen Sachen, z.B. vegane Burger oder Halloumi Pita. Abends waren aber alle ziemlich froh, sich das Pulver aus Augen, Nase, Mund, Ohren und Haaren waschen zu können. Zum Glück war keiner von uns Asthmatiker😉.

Es war ein schönes Wochenende, aber Freya und ich waren doch froh, wieder nach Hause zu kommen. Die Luft ist hier eindeutig besser😉. Im Ernst: Ich bin froh, dass ich nicht in Johannesburg wohne, das wäre mir auf Dauer zu laut, voll und anstrengend. Die Stadt ist zudem an den meisten Stellen einfach auch nicht schön. Aber das kann man wahrscheinlich auch nicht erwarten, wenn man bedenkt, dass die Bevölkerung innerhalb von 150 Jahren von 0 auf 8 Mio. Einwohner gewachsen ist…