Radrennen und Religion

Sonntag, 27.10.2013

Mein letzter Eintrag ist ja schon wieder ziemlich lange her – die Zeit vergeht echt schnell. Tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Kaum zu glauben, dass ich schon 10 Wochen hier bin… Momentan bin ich mal wieder erkältet, was wirklich nervt. Eigentlich hatte ich mein Immunsystem immer für ganz gut gehalten, aber einem Angriff von so vielen Viren in Kombination mit sehr wechselhaftem Wetter hält selbst die beste  Abwehrzelle nicht lange stand. So, jetzt aber zu den letzten drei Wochen (das ist ja wirklich schon eine lange Zeit).

An einem Wochenende haben wir bei der Sunday School im Township Khethani geholfen. Dort wird den Kindern ein bisschen Religionsunterricht in Verbindung mit Singen, Malen und anderen Aktivitäten angeboten. Neben etwas zu essen, haben sie diesmal auch noch ein Paar Shorts bekommen, deshalb sollten wir auch mithelfen. Es gab zwar nicht so viel zu tun, trotzdem war es ganz interessant zu sehen, was den Kindern angeboten wird. Letzten Samstag haben wir bei dem großen Mountainbike-Rennen „Berg&Bush“ bei einem Tisch mit Getränken und Snacks für die Fahrer geholfen. Diese Tische werden von gemeinnützigen Organisationen gestellt, die dafür Geld bekommen und auch einen Preis gewinnen können. Den haben wir zwar nicht bekommen, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Morgens sind wir abgeholt worden (zu früh! Ich stand noch unter der Dusche) und haben erst mal den Tisch gesucht. Die Wegbeschreibung war mehr als ungenau und als wir endlich ankamen, war alles schon aufgebaut (das war natürlich nicht schlimm). Zusammen mit anderen Jugendlichen haben wir dann Getränke ausgeteilt etc.. Das Radrennen ging durch das Spioenkop Game Reserve und es konnte jeder mitmachen, der wollte. Mittlerweile ist das ein richtig großes Rennen mit ca. 1000 Teilnehmern, das mehrere Tage dauert und auf verschiedenen Strecken stattfindet. Eine ganz verrückte Anekdote, die uns erzählt wurde: Am Tag vorher führte die Strecke auch durch das Reservat und dabei wurden die Fahrer von einem Nashorn angegriffen! Es ist zum Glück niemand ums Leben gekommen, es wurden aber einige verletzt. Wir haben bis auf ein paar Antilopen aber keine Tiere gesehen.

Die letzten Wochen bei der Arbeit waren aber auch ganz spannend – im Positiven wie im Negativen. Zum einen mussten wir den ersten richtigen Konflikt lösen, was uns noch eine ganze Weile beschäftigt hat. Es spielt keine Rolle, um was es genau ging, ich denke, es ist uns so gut es ging gelungen. Ich versuche, dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen und daraus zu lernen. Aber was noch viel wichtiger ist, ist mein Projekt „Crèche“.  Da dieses Betreuungsangebot bei der Behörde registriert werden soll, müssen einige Vorgaben erfüllt werden. Darum werde ich mich kümmern. Zuerst steht ein Umzug an: Crèche und Baby Day Care müssen die Räume tauschen, weil das vom Platz dann besser passt. Ich kann dann die Räume nach meinen Vorstellungen gestalten, was auch ziemlich toll ist. Außerdem wird jeden Monat eine Frau kommen, die mit den Kindern Lernspiele macht. Wir hatten einen Workshop, den ebendiese Organisation angeboten hat. Das hat richtig Spaß gemacht, weil wir aus Müll Spielzeug gebastelt haben, was auch noch zur frühkindlichen Förderung beiträgt. Hört sich seltsam an, ist es aber nicht: Wir haben zum Beispiel ein Springseil aus Toastbrottüten gebastelt und Bälle. Dabei wird Motorik und Koordination verbessert. Es gab noch weitere Dinge, die zum Zählen, Farben lernen usw. geeignet sind.

Dieses Wochenende waren wir bei einem Jugendtreffen, das neu angeboten wurde. Wir wollten uns das mal anschauen und es war auch ganz nett. Allerdings waren nur drei andere da, weil zeitgleich ein wichtiges Rugbyspiel stattfand (Rugby ist hier der beliebteste Sport). Den Abend haben wir dann spontan bei der Gruppe von YWAM verbracht. Das sind Leute in unserem Alter, die hier in der Nähe in einer Art Camp leben, wo sie sich mit ihrem Glauben beschäftigen. Deshalb sind alle ziemlich religiös, aber auch sehr nett. Wir haben sie bei dem Radrennen kennengelernt, wo sie auch geholfen haben. Es ist ganz schön, sich mal mit Leuten in seinem Alter unterhalten zu können, hier in Winterton gibt es ja leider nicht so viele. Es war also ein wirklich schöner Abend.

Heute Morgen waren wir dann mal wieder in der Kirche – wieder in einer anderen (wir wollen in jeder Kirche mal zu einem Gottesdienst). Das war für mich sehr neu:  Die Springfield Church ist auch eine evangelische Freikirche, die eher charismatisch orientiert ist. Das bedeutet, das sehr viel und immer laut gebetet wurde, meistens noch mit ausgestreckten Armen, was ich doch etwas befremdlich fand. Die Predigt war unglaublich lang und einen richtigen Ablauf gab es nicht. Es wurde etwas gesungen, Bibelstellen gelesen und - wie gesagt -  viel gebetet und erzählt. Es war auf jeden Fall interessant zu sehen, aber schon sehr anders im Vergleich zu den Gottesdiensten in Deutschland, die ich kenne.

So, das war‘s fürs Erste. Jetzt wisst ihr wieder Bescheid😉