Cathedral Peak

Sonntag, 23.02.2014

Samstagmorgen, 3:45 Uhr – nein, wir kommen nicht gerade von einer Party zurück, wir stehen auf! Wir waren nämlich mit Freunden zum Wandern verabredet. Die wollten zum Cathedral Peak und haben uns gefragt, ob wir nicht auch Lust hätten. Eine gute Gelegenheit, weil es ohne Auto schwierig ist, in die Berge zu kommen. Es war auch noch ein ganzes Stück zu fahren undso konnten wir erst bei Sonnenaufgang  richtig losgehen. Direkt am Anfang mussten wir schon durch einen Fluss, was bei der Strömung und den glitschigen Steinen gar nicht so einfach war. Danach führte uns der Weg durch eine wunderschöne Landschaft, die mich zwischenzeitlich ans Auenland erinnert hat - ich habe fast erwartet, dass Bilbo um die nächste Ecke kommt ;). Die erste Hälfte des Weges war noch relativ entspannt. Zwar ging es schon auch hoch, aber mit ausgeruhten Beinen war das okay und wir konnten die Aussicht genießen. Eine kleine Schrecksekunde gab es, als uns aufgefallen ist, dass wir die Autoschlüssel auf dem Dach liegen gelassen hatten. Zum Glück hat sie der Rezeptionist des Hotels dann an sich genommen. Irgendwann kam ein ziemlich steiles Stück, was einfach nicht aufhören wollte. Die „üppige Vegetation“ (sprich: langes Gras, das einem die Beine aufschneidet) und der schwere Rucksack trug auch nicht unbedingt zum Wohlbefinden bei. Da war so der erste Motivationstiefpunkt, besonders weil der Gipfel  unerreichbar aussah… Wir sind natürlich trotzdem weitergegangen. Der letzte Teil ging seltsamerweise wieder ganz gut, obwohl man an einigen Stellen richtig klettern musste. Einmal gab es eine Leiter und ein paar Mal haben wir in Seil benutzt. Ohne Hilfe wäre ich wahrscheinlich nicht so weit gekommen, deshalb war es gut, dass wir in einer Gruppe unterwegs waren. Und dann waren wir auf einmal oben angekommen! Ich konnte es gar nicht glauben, weil ich gar nicht gedacht hatte, dass ich es überhaupt so weit schaffe. Die Aussicht war natürlich toll und wir waren alle froh, dass wir durchgehalten haben.

Das Problem bei einem Berg ist nur, dass man ja auch wieder runtermuss… Wir haben eine längere Pause gemacht und runter ist ja auch nicht ganz so anstrengend wie hoch – aber 4 Stunden laufen, wenn die Beine schon total müde sind, ist kein Spaziergang. Die erste Hälfte war noch machbar, aber dann wurde es echt ein Kampf. Ich war echt fertig, meine Beine haben gezittert und ich bin andauernd auf dem Schotter ausgerutscht (seit der Grundschule hatte ich nicht mehr so viele Schürfwunden). Deshalb ging es dann auch nicht so schnell vorwärts wie gedacht. Der Rückweg kam mir unendlich lang vor und ich konnte mir nicht erklären wie ich überhaupt einen Schritt vor den anderen setzen kann. Da es aber keine Alternative zu zurücklaufen gab, bin ich eben weitergegangen – und das ziemlich weit über die Schmerzgrenze hinaus. Irgendwann kam dann der Punkt, wo man so erschöpft ist, dass man das allerletzte bisschen Energie zusammenkratzt und sogar einen Endspurt schafft. Tatsächlich sind wir pünktlich zum Sonnenuntergang wieder am Hotel angekommen. Wir waren alle total am Ende, aber natürlich auch echt stolz: Immerhin sind wir auf den höchsten Berg in der Umgebung gewandert! Die Tour war schätzungsweise 25 km lang, wobei wir ungefähr 1500 Höhenmeter hoch und wieder runter gestiegen sind. Mit Pausen haben wir dafür 13 Stunden gebraucht.

Hätte ich vorher gewusst, wie hart das wird, hatte ich es wahrscheinlich nicht gemacht, aber ich bin trotzdem froh. Es hat sich gelohnt und ich bin stolz, dass ich das durchgehalten habe. Das war dann auch die zwei Tage Muskelkater  und den verbrannten Nacken wert :D