Abenteuer Jo'burg

Sonntag, 13.10.2013

Bevor ich zu unserem Wochenende in Johannesburg komme, erst mal ein paar andere Ereignisse (ich habe zu lange nichts geschrieben). Am 27.09. habe ich zum ersten Mal einen Special Needs Day mitbekommen. Einmal im Monat kommen Therapeuten nach Isibani, beraten die Menschen und machen z.B. Physiotherapie mit Behinderten. In Zukunft soll ich dabei auch mithelfen, also den Raum vorbereiten etc.. Zum Schluss wurden mit einer kleinen Gruppe Übungen gegen steife Gelenke gemacht. Obwohl weder Freya noch ich Arthrose haben, haben wir einfach mitgemacht, was tatsächlich Spaß gemacht hat. Am Samstag waren wir wieder mit den Place of Safety Kindern auf einem Ausflug bei einem Cafe mit großem Spielplatz, was sie natürlich toll fanden. Später haben wir uns noch einen gemütlichen DVD-Abend gemacht, was auch mal ganz schön war. Sonntags sind wir zum ökumenischen Gottesdienst in die Anglican Church gegangen, weil die 100-Jahr-Feier hatte. Es war hauptsächlich ein Konzert des Chores und auch die Geschichte der Kirche mit den verschiedenen Pastoren war jetzt nicht soo spannend. Ich fand es aber bemerkenswert, dass nach einem Gebet in Afrikaans ein Lied auf Zulu gesungen wurde – das wäre vor ein paar Jahren bestimmt nicht denkbar gewesen. Zu dem Empfang danach sind wir eigentlich hauptsächlich wegen dem Essen gegangen. Natürlich wurden wir vielen Leuten vorgestellt, deren Namen ich schon wieder vergessen habe. Allerdings kannten die meisten uns schon: „ Ihr geht doch immer zu Fuß zur Arbeit.“ – Gruselig.

Am Donnerstag hatte ich ja Geburtstag und musste das erste Mal arbeiten. Aber Freya hat mich morgens mit einem Kuchen überrascht und ich habe ein Ständchen bekommen, was mich sehr gefreut hat. Abends waren wir bei Sofi zum Abendessen: Es gab total leckeres Zulu-Essen. Besonders das Brot (Dumpling, glaube ich) ist toll – das wird in einem Topf auf Stroh und Wasser gekocht. Der Tag war schön – an dieser Stelle noch mal vielen Dank an alle, die mir gratuliert haben – und ich fand es gar nicht so schlimm, nicht zu Hause zu sein. Das hat sich allerdings ein bisschen geändert, als ich die ersten Päckchen aus Deutschland bekommen habe…

So, jetzt aber zu unserem Jo’burg-Wochenende: Wir haben uns den Freitag frei genommen und sind schon um 8 Uhr nach Ladysmith gefahren (zum Glück konnte uns jemand mitnehmen). Dort haben wir dann ein Taxi genommen – für die lange Fahrt war das ein größerer und komfortablerer Kleinbus mit einem Sitz pro Passagier. Das Einzige, was eine entspannte Fahrt verhinderte, war zum Einen die Hitze und zum Anderen die unerklärliche Vorliebe von Taxifahrern für Celine Dion in ohrenbetäubender Lautstärke. Als wir nach ca. 4 Stunden ankamen, hat es dann leider doch noch ein bisschen gedauert bis wir die beiden Mädels getroffen haben, die uns abgeholt haben. Anscheinend sind wir mehr oder weniger im Kreis gelaufen und haben uns verpasst. Der erste Eindruck von Johannesburg war ungefähr: laut, voll, dreckig und hässlich. Das Viertel, in dem die drei Freiwilligen vom ELM (Freyas Organisation) zusammen mit zwei anderen in einer WG wohnen, sah aber schon besser aus. Sie arbeiten in einem Theater - Projekt der Uni und helfen bei Dingen wie Organisation, Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit – also etwas ganz anderes als unser Projekt. Ich finde das auch sehr interessant, vor allem weil sie mit Studenten und einem internationalen Team arbeiten, allerdings ist es oft auch viel Bürokram. Abends sind wir zusammen zu einem Konzert gegangen, was auch richtig Spaß gemacht hat, obwohl ich keine der Bands vorher kannte. Abends hatte ich dann als Andenken zwei Blasen: eine am Fuß vom vielen Rumlaufen und eine am Arm, wo eine Frau ihre Zigarette ausgedrückt hat. Samstags sind wir mit noch mehr Freiwilligen aus Johannesburg und Durban nach Soweto gefahren - weil wir so viele waren, hatten wir ein Taxi für uns allein. Dabei sind wir übrigens an dem großen Fußballstadion vorbeigekommen, was für die WM gebaut worden ist. Soweto ist das riesige Township vor der Stadt. Hier gibt es Viertel mit Wellblechhütten genauso wie es Teile mit schönen Einfamilienhäusern gibt. Die beiden ELM-Freiwilligen leben auf dem Gelände der Lutheran Church und arbeiten beim Diakonia Aids Ministry. Zur Finanzierung des Projektes haben sie ein „Gala-Dinner“ veranstaltet, wo wir abends auch zusammen hingegangen sind. Das Thema war „Vintage“, weshalb alle sich im Stil der 80er Jahre anziehen sollten. Erst hat uns das leicht in Panik versetzt, weil wir nicht wussten, wo wir entsprechende Sachen herbekommen sollten. Unsere Rettung war dann der Charity Shop, wo wir tatsächlich was gefunden haben. Das Essen war ganz lecker, aber das Programm eher gewöhnungsbedürftig: Die Reden hat niemand verstanden (was am Mikro und am schlechten Englisch lag), es gab sehr schlechte Playback-Sänger undeine Modenschau… Es hat keinen so richtig interessiert, dafür war es aber schön, sich mit den anderen Freiwilligen zu unterhalten. Am Sonntag sind wir dann doch mit dem Taxi zurückgefahren – das ist eine Geschichte für sich. Wir wollten nämlich eigentlich mit einem Bus fahren, der an Backpacker-Hostels hält. Wir haben mehrmals nachgefragt, wie man von Soweto nach Winterton kommt und waren erleichtert, als wir nach langem Hin und Her endlich die Tickets bezahlt hatten. Netterweise fiel der Frau doch noch ein, dass der Bus nicht in Soweto, sondern in Johannesburg hält! Der Vorschlag war dann, dass wir um 7 Uhr morgens irgendwie zu dem 5km entfernten Backpacker kommen, um von dort mit einem Shuttle nach Johannesburg zu fahren. Da wir keine Ahnung hatten, wie das funktionieren soll, mussten wir die Tickets wieder stornieren, was allerdings 50% des Preises gekostet hat. Natürlich war das alles sehr ärgerlich, aber wir haben uns dann an unseren Einkauf im Charity Shop erinnert: Während manche sich komplett neu und dementsprechend neu ausgestattet haben, hat mein Outfit umgerechnet weniger als 2€ gekostet (die Schuhe waren geliehen), weshalb wir auch den halben Buspreis von ca. 15€ pro Person ganz gut verkraften konnten. Dadurch dass wir mit dem Taxi gefahren sind, mussten wir nicht um halb sechs aufstehen, wofür wir sehr dankbar waren. Es war auch überhaupt kein Problem ein Taxi zu finden oder in Johannesburg umzusteigen, weil wir immer hilfsbereite Leute getroffen haben. Allerdings hat die Fahrt deutlich länger gedauert (wir haben ca. 7 Stunden gebraucht), weil die Straße auf vielen Kilometern eine Schotterpiste war. Die Aussicht auf die Berge und die Stauseen war dafür umso schöner und hat uns entschädigt. Das Wochenende war sehr schön, aber wir waren doch froh als wir wieder in Winterton waren.