Berichte von 06/2014

Viel Arbeit und seltsame Menschen

Sonntag, 15.06.2014

Es gibt wieder mal Einiges zu berichten, auch Neuigkeiten von meiner Arbeit. 

Nachdem die Registrierung der Crèche erledigt war (einiges an Arbeit und natürlich noch keine Rückmeldung, weil hier ja alles etwas länger dauert), wusste ich wieder nicht so recht, was ich tun soll. Mittlerweile sind es nur noch zwei Monate bis ich nach Deutschland zurück komme und eigentlich war mir klar, dass ich noch das Beste daraus machen will. Wie, war mir allerdings nicht so klar. Glücklicherweise hatte ich ein Meeting mit Sofi und Sandra (meine Chefinnen), wo es genau darum ging. Wir haben eine gute Lösung gefunden, mit der ich immer noch zufrieden bin: Da Freya das selbe Problem hatte und beim Place of Safety dank einer zweiten Hausmutter nicht mehr so sehr gebraucht wird wie am Anfang, arbeitet sie vormittags auch bei Isibani. Zusammen machen wir in der Crèche zuerst die sog. "Good Morning Session", also die Kinder begrüßen, Anwesenheit kontrollieren und z.B. ein Lied singen. Nach dem Frühstück ist Teaching Lesson. Alle 3-4 Wochen kommt eine Trainerin von Singakwenza, die uns Wochenpläne gibt mit Aktivitäten, die wir dann mit den Kindern machen. Davon habe ich schon mal berichtet, allerdings sind Freya und ich jetzt jeden Tag für die Durchführung zuständig. Das macht auch wirklich Spaß, vor allem weil man sehen kann, was für Fortschritte die Kinder machen. Momentan ist zum Beispiel die Nummer Zwei dran: Körperteile zählen, Zweien malen, eine große Nummer mit dem Finger nachfahren, Zweien aus Knete machen usw. Uns wurde erklärt, wie wichtig es ist, das die Kinder sich auf eine Zahl konzentrieren und möglichst viele Sinne benutzen, sodass sie später die Zahl mit dem Namen und der richtigen Bedeutung verbinden. 

Die Lage im Baby Day Care hat sich auch entspannt, weil die eine Erzieherin, die einfach gegangen ist, reumütig wieder kam und ihren Job zurückwollte. Glück für sie, dass wir niemanden gefunden hatten und die anderen bereit waren, ihr zu verzeihen, dass sie alle einfach hängen gelassen hat. Na ja, deswegen sind jetzt wieder zwei Personen bei den Babys, was gut ist.

So, das ist der Vormittag. Dann war noch die Frage, ob es ein neues Projekt gibt, was ich noch machen möchte. Weil ich die Idee schon eine Weile im Kopf hatte, habe ich vorgeschlagen, dass man doch mal die hoffnungslos veraltete Homepage von Isibani überarbeiten könnte - also bin ich momentan zusammen mit Sandra dabei, eine ganz neue Seite zu erstellen. Das Problem war nämlich, dass keiner weiß, wie das Programm für die alte Homepage funktioniert außer einem Mann in England, der keine Zeit hat, die zu aktualisieren - so sind die "breaking news" von April 2013... Auf jeden Fall haben wir uns schon eine grobe Struktur überlegt und ein vorläufiges Design gewählt, mit wordpress ist das ja recht einfach. In den nächsten Wochen werden dann die Kategorien mit Texten gefüllt. Das heiß einiges an Arbeit, aber ich freue mich darauf. 

Auch beim Place of Safety war wieder Aufregung: die Hausmutter ist bewusstlos geworden - schon wieder! Vor einigen Monaten war sie deshalb im Krankenhaus, wo allerdings nichts gefunden wurde. Vor einer Woche kamen dann die Kinder zu uns, weil sie in der Küche ohnmächtig geworden war. Zum Glück waren wir zufällig da... Mittlerweile geht es ihr wieder gut und sie ist zu Hause. Die Ärzte vermuten, dass es Epilepsie ist, wofür sie jetzt Medikamente bekommt.

Außerdem ist seit einigen Tagen ein schwerbehindertes Kind beim Place of Safety. Der Junge ist zwar schon 7 Jahre alt, kann aber weder laufen noch sprechen, im Prinzip nichts - er hat eine schwere Form von CP (Zerebralparese). Das ist natürlich sehr schwierig, weil das Projekt für so ein Kind einfach nicht ausgerichtet ist. Das Schlimme dabei ist, dass gar keine Notwendigkeit bestand, das das Kind aus der Familie zu nehmen! Der Junge lebte bisher bei seinem Vater und der Stiefmutter, die sich recht gut um ihn gekümmert haben, z.B. sind sie regelmäßig zum CP Day zu Isibani gekommen. Anscheinend hat die leibliche Mutter herausgefunden, dass man für ein behindertes Kind Unterstützung vom Staat bekommt, weshalb sie der Sozialarbeiterin erzählt hat, die Familie wäre nicht gut für das Kind. Jetzt muss die ganze Geschichte natürlich erst vor Gericht verhandelt werden und so lang bleibt der Junge beim Place of Safety. Da muss man für alle Beteiligten hoffen, dass das schnell geht.

Ein Problem ist aber auch die Inkompetenz der Sozialarbeiter. Man erlebt das an vielen Stellen, aber besonders mit einer Frau hatten wir auch immer wieder Probleme. Jetzt läuft gegen sie eine Anzeige, weil sie ein Mädchen geschlagen hat! Unglaublich, da soll sich die Sozialarbeiterin darum kümmern, dass das Mädchen wieder in die Schule geht und nach einem Streit kommt dieses heulend und mit blutendem Kopf aus dem Büro! Gut, dass es zufällig bei Isibani war, sodass es Zeugen gab und sofort Anzeige erstattet wurde. 

Aber nicht nur die Sozialarbeiter sind komisch, es gibt noch mehr seltsame Leute hier (haha, selbst die Überleitung ist komisch). Beispielsweise habe ich mich schon öfters über die Jugendlichen gewundert: Was macht man wohl in Winterton am Samstagabend? Man geht zur Bibelstunde. Was macht man bei der Jugendgruppe? Man spielt Bingo. Ja, ohne Witz ( - Schande über mich, ich habe das auch schon gemacht…). Es gibt eben auch sonst nicht viel zu tun. Wenn man freitags in den einzigen Pub geht, erlebt man auch sehr seltsame Dinge: Die meisten Leute im "Club" sind weiße Farmer zwischen 40 und 50, die mit Gummistiefeln afrikaanse Karaoke-Lieder singen. Dann versuchen dieselben Männer mit einem über Rassismus, Apartheid und den Holocaust zu diskutieren und machen später traditionelle Zulu-Tänze. Okaaaay... (Wenn man mit den richtigen Leuten da ist, kann es aber auch ganz nett sein)

Aber es gab nicht nur seltsame, sondern auch einige schöne Erlebnisse. Letztes Wochenende waren wir mit Sofi in Howick, wo wir auf dem Markt einiges an Geld gelassen haben – aber vernünftigem Brot und Käse konnten wir nicht wiederstehen, und der Bagel war auch sehr lecker. Danach ging es zum Großeinkauf für den Place of Safety nach Pietermaritzburg, wo wir noch etwas Zeit in der Mall hatten. Als Abschluss haben wir ein Picknick am Midmar Dam gemacht.

Montags war ein Feiertag, an dem wir zusammen mit einem Freund Minigolf spielen gegangen sind und natürlich haben wir das Deutschlandspiel geguckt. Südafrika ist ja gar nicht dabei, aber das ist klar: Hier wird Rugby oder Cricket gespielt (von beidem habe ich die Regeln immer noch nicht kapiert...). Deshalb kann ich ohne schlechtes Gewissen Deutschland anfeuern.

Ach ja, außerdem haben wir eine sehr seltsame Frucht gekauft. Die heißt Jack Fruit und schmeckt im Vergleich zum Arbeitsaufwand nach nicht viel...

Das war’s schon wieder. Jetzt sind es nur noch acht Wochen, die Zeit rennt…