Berichte von 02/2014

Wandern II

Montag, 24.02.2014

Samstagmorgen, 3:45 Uhr – nein, wir kommen nicht gerade von einer Party zurück, wir stehen auf! Wir waren nämlich mit Freunden zum Wandern verabredet… ähm…hatten wir das nicht schon mal?? Doch, letztes Wochenende :D. Ja, wir waren wieder unterwegs, aber diesmal war es nicht so schlimm, keine Sorge ;). Der Startpunkt war derselbe, aber diesmal sind wir durch eine Schlucht gegangen. Das bedeutet keine große Steigung, sondern hauptsächlich durch den Wald, durch Bäche und an einem Wasserfall vorbei. Ein sehr schöner Weg, den ich sicher noch mehr genossen hätte, wenn die „üppige Vegetation“ nicht klatschnass gewesen wäre. So standen meine Füße in den wunderbar atmungsaktiven Schuhen innerhalb von Minuten unter Wasser und wurden den ganzen Tag auch nicht mehr trocken. Statt Regenjacken einzupacken haben wir uns mit Sonnencreme eingeschmiert, was auch nicht gerade hilfreich war :D. Der Weg war dazu häufig matschig und rutschig, aber es war trotzdem schön ;). Danach sind wir noch auf einen Berg hochgestiegen und dort einen großen Rundweg um eine Schlucht herum gegangen. Leider waren wir genau in einer Wolke, sodass wir manchmal nicht die beste Aussicht hatten. Auf dem Rückweg haben wir noch einen Abstecher zu einer Höhle und einem Wasserfall gemacht, hinter dem man sogar sitzen konnte. Am Ende (also nach ca. 20km) war ich zwar müde, aber längst nicht so fertig wie letztes Mal.

So, was gibt es sonst noch zu berichten? Am Dienstag war ich mit einem Mädchen aus der Crèche im Krankenhaus, weil wir den Verdacht hatten, dass sie irgendwie missbraucht worden sein könnte. Das war für mich erst mal sehr schlimm und ich war total erleichtert, als sich herausstellte, dass alles in Ordnung ist. Auf dem Rückweg sind wir wieder mit der Polizei mitgefahren, mussten aber wie die Verbrecher hinten sitzen :D. Jetzt weiß ich, dass ich hier kein Verbrechen begehen werde – es ist nicht witzig, wenn man auf einer Metallbank sitzt, bei jeder Kurve hin und her rutscht oder mit dem Kopf an die Decke knallt und es dazu durch die unverglasten Fenster zieht…

Ansonsten hatten wir mal wieder richtig Glück: Wir haben kurzfristig Freikarten für den Boys Choir bekommen! Weil ein paar Schüler auch dorthin gefahren sind, konnten wir nach der Sunday School direkt mit. Es hat sich wirklich gelohnt, das Programm war sehr interessant und abwechslungsreich: Von klassischen Stücken über Alternative Rock und moderne Oper bis zu Zulu-Liedern mit Trommeln war alles dabei. Und der Chor ist einfach richtig gut. Weil Freunde von uns im Hotel nebenan ein paar Tage Urlaub gemacht haben, konnten wir die Gelegenheit nutzen und den Abend noch dort verbringen.

Ich denke, das war soweit alles… Ach eins noch, wir haben mittlerweile eine ganze Nahrungskette in der Wohnung: Mücken, Spinnen, Frösche und seit Neustem auch eine Schlange! Die war aber nur ganz klein und ist dann auch wieder nach draußen entwischt, keine Sorge ;)

Cathedral Peak

Sonntag, 23.02.2014

Samstagmorgen, 3:45 Uhr – nein, wir kommen nicht gerade von einer Party zurück, wir stehen auf! Wir waren nämlich mit Freunden zum Wandern verabredet. Die wollten zum Cathedral Peak und haben uns gefragt, ob wir nicht auch Lust hätten. Eine gute Gelegenheit, weil es ohne Auto schwierig ist, in die Berge zu kommen. Es war auch noch ein ganzes Stück zu fahren undso konnten wir erst bei Sonnenaufgang  richtig losgehen. Direkt am Anfang mussten wir schon durch einen Fluss, was bei der Strömung und den glitschigen Steinen gar nicht so einfach war. Danach führte uns der Weg durch eine wunderschöne Landschaft, die mich zwischenzeitlich ans Auenland erinnert hat - ich habe fast erwartet, dass Bilbo um die nächste Ecke kommt ;). Die erste Hälfte des Weges war noch relativ entspannt. Zwar ging es schon auch hoch, aber mit ausgeruhten Beinen war das okay und wir konnten die Aussicht genießen. Eine kleine Schrecksekunde gab es, als uns aufgefallen ist, dass wir die Autoschlüssel auf dem Dach liegen gelassen hatten. Zum Glück hat sie der Rezeptionist des Hotels dann an sich genommen. Irgendwann kam ein ziemlich steiles Stück, was einfach nicht aufhören wollte. Die „üppige Vegetation“ (sprich: langes Gras, das einem die Beine aufschneidet) und der schwere Rucksack trug auch nicht unbedingt zum Wohlbefinden bei. Da war so der erste Motivationstiefpunkt, besonders weil der Gipfel  unerreichbar aussah… Wir sind natürlich trotzdem weitergegangen. Der letzte Teil ging seltsamerweise wieder ganz gut, obwohl man an einigen Stellen richtig klettern musste. Einmal gab es eine Leiter und ein paar Mal haben wir in Seil benutzt. Ohne Hilfe wäre ich wahrscheinlich nicht so weit gekommen, deshalb war es gut, dass wir in einer Gruppe unterwegs waren. Und dann waren wir auf einmal oben angekommen! Ich konnte es gar nicht glauben, weil ich gar nicht gedacht hatte, dass ich es überhaupt so weit schaffe. Die Aussicht war natürlich toll und wir waren alle froh, dass wir durchgehalten haben.

Das Problem bei einem Berg ist nur, dass man ja auch wieder runtermuss… Wir haben eine längere Pause gemacht und runter ist ja auch nicht ganz so anstrengend wie hoch – aber 4 Stunden laufen, wenn die Beine schon total müde sind, ist kein Spaziergang. Die erste Hälfte war noch machbar, aber dann wurde es echt ein Kampf. Ich war echt fertig, meine Beine haben gezittert und ich bin andauernd auf dem Schotter ausgerutscht (seit der Grundschule hatte ich nicht mehr so viele Schürfwunden). Deshalb ging es dann auch nicht so schnell vorwärts wie gedacht. Der Rückweg kam mir unendlich lang vor und ich konnte mir nicht erklären wie ich überhaupt einen Schritt vor den anderen setzen kann. Da es aber keine Alternative zu zurücklaufen gab, bin ich eben weitergegangen – und das ziemlich weit über die Schmerzgrenze hinaus. Irgendwann kam dann der Punkt, wo man so erschöpft ist, dass man das allerletzte bisschen Energie zusammenkratzt und sogar einen Endspurt schafft. Tatsächlich sind wir pünktlich zum Sonnenuntergang wieder am Hotel angekommen. Wir waren alle total am Ende, aber natürlich auch echt stolz: Immerhin sind wir auf den höchsten Berg in der Umgebung gewandert! Die Tour war schätzungsweise 25 km lang, wobei wir ungefähr 1500 Höhenmeter hoch und wieder runter gestiegen sind. Mit Pausen haben wir dafür 13 Stunden gebraucht.

Hätte ich vorher gewusst, wie hart das wird, hatte ich es wahrscheinlich nicht gemacht, aber ich bin trotzdem froh. Es hat sich gelohnt und ich bin stolz, dass ich das durchgehalten habe. Das war dann auch die zwei Tage Muskelkater  und den verbrannten Nacken wert :D

Halbzeitpause

Freitag, 14.02.2014

Jaja, ich habe mich wieder viel zu lange nicht gemeldet:D Sorry! Okay, was ist denn so passiert…? Ach ja, das Zwischenseminar! Als Erstes war Freya dran. Sie ist am 26. nach Howick gefahren, wo sie ihr Seminar mit allen anderen ELM-Freiwilligen hatte. Ich war anfangs etwas traurig, weil ich viele in dieser Gruppe auch kenne und gerne noch mal getroffen hätte. Also blieb ich allein in Winterton zurück… Das war ganz schön seltsam und in der ersten Nacht habe ich auch nicht besonders gut geschlafen. Ich glaube, ich war es einfach nicht mehr gewohnt, alleine in einem Zimmer zu schlafen. Außerdem kamen bei komischen Geräuschen sofort die Erinnerungen an den Einbruch hoch… Es war auch tatsächlich wieder jemand in der Wohnung! Ein Frosch - Ach was, gleich zwei:D Gut, die stehlen wenigstens nichts ;) Übrigens: Freya musste deswegen zum Gericht und eine Zeugenaussage machen! Ich schätze, die sind verurteilt worden, weiß aber nicht zu was. Es gab aber noch einen mysteriösen Vorfall bei Isibani: Als Sandra und ich abends auf dem Weg nach Hause bei Isibani vorbeigefahren sind, war in einem Raum das Licht an. Und dann ging es aus. Außerdem gab es ein Geräusch, es muss also jemand da drinnen gewesen sein. Als wir mit der Polizei wiederkamen, war aber keiner da… Es fehlte nichts, es war kein Schloss aufgebrochen, aber ein Schlüssel lag im Büro, wo er in der Nacht noch nicht gewesen war…

Bei der Arbeit war eigentlich alles ganz normal. Einmal war ich mit bei einem Home Visit und bei zwei anderen Crèches. Da ist mir noch mal bewusst geworden, dass es unsere Kinder ganz schön gut haben: keine 50 Kinder, die in einem Raum einfach auf dem Boden sitzen und nichts machen, weil es keine Spielsachen gibt. Im Gegenteil: Bald gibt es hoffentlich noch deutlich mehr Förderung! Ich habe ja schon ein paar Mal von Singakwenza erzählt. Die haben mit uns den Workshop zu den Recycling-Spielsachen gemacht und kommen jeden Monat, um uns zu zeigen, was man mit den Kindern machen kann. Als sie im Januar da waren, haben sie einen komplett strukturierten Tagesplan mitgebracht und Wochenpläne mit Aktivitäten. D.h. wir müssen das Ganze eigentlich nur noch einführen bzw. umsetzen. Das habe ich mir jetzt auch als Ziel für die zweite Hälfte gesetzt – ich denke, damit kann man schon viel erreichen. Natürlich alles ganz langsam in kleinen Schritten, aber ich hoffe, dass wir dahin kommen. Ich bin auch ganz froh, dass ich wieder ein größeres Projekt habe. Nach dem Urlaub war echt die Luft ein bisschen raus und wenn man kein besonderes Ziel hat, kann es schon auch langweilig werden. Es ist auf jeden Fall gut, wenn man am Ende des Jahres einen Erfolg sehen kann. Im Moment ist es nicht so einfach bei Isibani, weil wir nur noch ganz wenige Mitarbeiter haben. Deshalb müssten eigentlich alle mit anpacken, aber irgendwie fehlt bei einigen etwas die Motivation. Außerdem gibt es ein Kommunikationsproblem, sodass sich Leute z.B. nicht krankmelden und jeder sein eigenes Ding macht. Ich hoffe, es kommen bald ein paar neue Leute dazu und wir kriegen das Team wieder hin. Eine weitere Herausforderung ist das Department of Health. Die haben uns jetzt mitgeteilt, dass die Lagerung von (HIV-) Medikamenten durch Privatpersonen illegal ist und auch nur von Apothekern ausgegeben werden dürfen. Das Problem: Wir bekommen zweimal im Monat Medikamente für insgesamt ca. 700 Patienten vom Krankenhaus, die fertig gepackt bei uns gelagert werden, bis sie am Clinic Day von den Leuten abgeholt werden. Das dürfen wir jetzt also nicht mehr, weshalb eine andere Lösung her muss. Den letzten Clinic Day haben wir ziemlich chaotisch improvisiert. Die Pharmacists aus dem Krankenhaus haben die Medikamente mitgebracht und ausgegeben. Soweit so gut, aber: Erst hatten sie nur die Hälfte der Medikamente dabei, dann waren die auch einfach durcheinander in Kisten gepackt, weshalb wir erst mal alles nach Nummern sortieren mussten. Währenddessen waren aber schon unglaublich viele Leute da, die im Weg standen und ungeduldig wurden, weil sie ja zur Arbeit mussten. Außerdem musste den Apothekern erst mal erklärt werden, was sie überhaupt machen müssen, das war für sie ja das erste Mal. Weitere Schwierigkeiten gab es bei dem System, wo wer sich anstellen muss und so weiter. Weil die eine Hälfte der Medikamente schon um halb vier eingepackt war, mussten wir die am Dienstag im Krankenhaus für ca. 30 Leute wieder raussuchen. Weil es noch einige andere Dinge zu erledigen gab, habe ich den ganzen Tag im Krankenhaus verbracht: Hier warten, dorthin gehen und wieder zurück, das Akten“system“ nicht verstehen etc. Ich kann gut nachvollziehen, warum niemand da gerne hingeht. Wir müssen jetzt sehen, wie wir das Ganze am besten organisieren, weil eine Langzeitlösung ist das bestimmt nicht. Soweit zur aktuellen Situation bei Isibani.

Jetzt aber wieder zurück zum Seminar. Freitags bin ich mit zwei meiner Sunday School-Schülern und den Eltern nach Howick gefahren. Praktischerweise war dort nämlich Tag der offenen Tür an der High School. Also war ich schon um halb zehn da und durfte noch beim Abschluss von Freyas Seminar dabei sein. Das war echt schön, weil ich so noch mal alle sehen konnte. Mittags bin ich mit Elke, die beide Seminare geleitet hat, weiter nach Durban gefahren, von wo aus wir nach Kapstadt geflogen sind (ich habe die ganze Zeit geschlafen).  Um das direkt zu Anfang zu klären: Ja, ich war in Kapstadt. Nein, ich habe nichts von der Stadt gesehen und auch keine Fotos gemacht. Tut mir leid. Aber ich weiß, dass die Stadt auf jeden Fall noch einen Urlaub wert ist (vielleicht auch erst in ein paar Jahren). Da das Seminar erst sonntags anfing, konnte ich das Wochenende noch bei einem Freund in Stellenbosch verbringen, was auch sehr schön war. Das ist eine nette Universitätsstadt im Weinbaugebiet, weshalb ziemlich viel los war. Das Seminar begann dann wie gesagt am Sonntag. Das Haus, in dem wir waren, liegt  ziemlich außerhalb in Constantia. Da das Ganze einem Orden gehört, schauen einem Marienstatuen beim Essen zu und es gilt Alkoholverbot. Aber das war alles nicht schlimm und apropos Essen: das war super, es gab zwei warme Mahlzeiten mit Suppe, Salat und Nachspeise – wir sind also echt gemästet worden ;) Da alle von unterschiedlichen Entsendeorganisationen kamen und ich z.B. kaum jemanden kannte, haben wir uns in kürzester Zeit gut verstanden. Es war gut, sich mit anderen über Erfahrungen auszutauschen und zu sehen, dass andere die gleichen Schwierigkeiten haben. Ich habe auch gemerkt, dass ich ziemliches Glück mit meiner Stelle habe. Vom Ablauf war es meistens so, dass wir ein Thema in Kleingruppen besprochen haben und den anderen dann vorgestellt haben. Außerdem gab es immer Gelegenheit, eigene Themen zu diskutieren. Im Laufe der Woche haben wir über viele verschiedene Dinge gesprochen: größte Erfolge, ursprüngliche Motivationen, Herausforderungen und Ziele, Rassismus, Kriminalität/Gewalt, Kulturunterschiede, Wertschätzung und Abschied. Daneben hatten wir recht viel Freizeit, wo man einfach reden, spielen oder schlafen konnte (ich war wie einige andere auch mal wieder erkältet…). Außerdem hatte jeder noch ein Einzelgespräch mit einem der beiden Leiter, was auch gut war, um einfach noch mal mit einer unabhängigen Person über Schwierigkeiten etc. zu sprechen. Besonders gefallen hat mir auch, dass wir viele Lieder gesungen haben und es einfach ziemlich witzig war. Die Zeit ging natürlich total schnell vorbei und schon war Freitag. Es stellte sich heraus, dass ich die Einzige war, von der sich alle wirklich verabschieden mussten, weil ich zurückgeflogen bin. ALLE anderen haben das Wochenende zusammen in Kapstadt verbracht… Auch wenn das irgendwie schon blöd war, hatte ich als Ausgleich noch ein tolles Wochenende in Durban vor mir. Freya und ich waren nämlich bis Sonntag bei Freunden, die dort studieren. Ich wurde vom Flughafen abgeholt und die Wiedersehensfreude mit Freya war so groß, dass wir  die gesamte Fahrt pausenlos auf Deutsch gequatscht haben. Unsere Freunde haben uns aber netterweise verziehen, dass sie kein Wort der Unterhaltung verstehen konnten:D Samstags haben sie uns ins „uShaka Marine World“ mitgenommen – was richtig cool war. Das ist nämlich ein riesiges Spaßbad mit vielen Rutschen in allen Formen und Größen, die wir natürlich ausprobieren mussten, egal ob mit oder ohne Reifen, im Dunkeln oder ganz steil. Aber das ist nicht alles: Man kann dort auch noch shoppen gehen (was wir nicht gemacht haben) und es gibt dort ein tolles Aquarium in einem Schiffswrack, was nicht nur richtig schön gestaltet ist, sondern wo auch unglaublich viele Fische und sogar Haie sind. Der Höhepunkt war allerdings… die Delfinshow! Ich habe ja noch nie Delfine gesehen und das war schon echt toll. Eigentlich bin ich ja nicht so der Fan solcher Shows, aber man hat auch etwas über die Tiere gelernt und es war einfach beeindruckend. Die Delfine haben z.B. anhand verschiedener Handbewegungen unterschiedliche Geräusche gemacht. Natürlich ist das Beste, wenn sie springen:) Also, ein super Tag!

Auch das Wochenende ging leider viel zu schnell vorbei und ehe ich mich versah, war ich wieder in Winterton und versuchte, möglichst schnell Medikamente aus unsortierten Kisten hinter vielen verschwitzten Leuten rauszusuchen.

Die Halbzeitpause hat gut getan und ich werde versuchen, das Beste aus dieser zweiten Hälfte zu machen, die wahrscheinlich noch viel schneller vergehen wird. Die paar Fotos, die ich dann doch gemacht habe, kommen später :).