Berichte von 08/2013

Winterton

Samstag, 31.08.2013

Dazu noch ein paar unzusammenhängende Beobachtungen: Avocados isst man hier wie Äpfel, alle Zulus können unglaublich toll singen, auf der Straße fährt man mit seinem weißen Pick-up meistens in der Mitte, JEDER hat ein Blackberry und ein Pfarrfest der afrikaansen Gemeinde ist genauso wie eins bei uns in Deutschland. 

Basic Facts

Samstag, 31.08.2013

Zuerst mal: "Sanibonani" heißt "Hallo/Guten Tag", wenn man mehrere Leute anspricht. Sonst sagt man "Sawubona". Ich schreibe jetzt einfach mal ein paar Dinge auf, die mir so aufgefallen sind, anders als in Deutschland oder einfach interessant sind. Außerdem habe ich jetzt auch endlich ein paar Fotos von der Wohnung.

Wetter: Im Moment wird langsam Frühling. Es wird von Nacht zu Nacht wärmer und ich brauche keinen Schlafsack mehr. Die Winterjacke kann auch zu Hause bleiben und ich muss mir bald noch ein Paar Flip-Flops kaufen. Allerdings ist die Luft extrem trocken und alles ist braun. Zum Glück habe ich mich etwas daran gewöhnt und muss nicht ständig trinken. Wir hatten sogar ein bisschen Nasenbluten. Aber Frühling heißt wohl Regen, wie uns gesagt wurde.

Essen: Wir kochen ja selbst, also ist der Kontrast nicht so stark, aber auch in gut ausgestatteten Supermärkten merkt man Unterschiede. Maismehl und Reis gibt es in riesigen Säcken zu kaufen. Auch die Kinder essen oft Brei aus Maismehl und Milch oder Reis mit Fleisch, selbst die kleinsten. Wir können froh sein, dass wir etwas Ähnliches wie Vollkornbrot gefunden haben. Zwar ist das auch weich, aber wenigstens kein Toastbrot. Wasser füllt man sich selbst in Kanister ab oder trinkt das aus der Leitung, was allerdings ziemlich erdig schmeckt. Saft ist extrem teuer, es gibt entweder Konzentrate oder unglaublich süße Getränke. Auch in den Tee tut man ca. 3 Esslöffel  Zucker und es gibt nur löslichen Kaffee…

Waschen: Das ist eigentlich das größte „Problem“. Wir haben keine Waschmaschine, also müssen wir die Sachen mit zu Isibani nehmen. Allerdings kann man alles nur kalt waschen, es gibt in Südafrika keine Waschmaschinen, die heiß waschen - und das bei dem ganzen Staub. Das heißt, man muss von Hand vorwaschen, was recht zeitaufwändig ist. Aber sonst gehen die Flecken nicht raus und da immer Kinder auf mir rumturnen, sind die Kleider schnell dreckig.

Sprache: Bei Isibani sprechen alle mehr oder weniger gut Englisch und wir haben das Glück, dass wir mit Sandra und Elke Deutsch sprechen können (Sandra war vor zwei Jahren Freiwillige und ist einfach hiergeblieben). Aber es ist schon etwas komisch, wenn man von Unterhaltungen kein einziges Wort versteht. Die Leute, die zu Isibani kommen, können in den allermeisten Fällen überhaupt kein Englisch. Hoffentlich kann ich noch ein bisschen mehr Zulu lernen. Bei den Kindern bin ich übrigens immer „Antiiiii“ (das ist jetzt Lautschrift), also Tante. So heißen alle jüngeren Frauen bei ihnen. Die älteren nennen sie „Gogo“ – Oma.

Aufgabe: Momentan bin ich bei Isibani und Freya hauptsächlich beim Place of Safety. Noch sind wir in der „Testphase“, weil noch nicht klar ist, wer dann wo arbeiten wird. In beiden Fällen geht es aber eigentlich darum, dass die Kinder gefördert werden und wir Organisatorisches übernehmen. Bei Isibani gibt es eben Creche, wo man dafür sorgen soll, dass die Kinder Englisch lernen. Außerdem ist man für Anwesenheitslisten etc. zuständig und hilft im Charity Shop. Beim Place of Safety geht es darum, etwas Routine reinzubringen, z.B. dass die Kinder zu festgelegten Zeiten ins Bett gehen. Dazu kommt Hausaufgabenbetreuung in der Grundschule. Montags und freitags kann man aber bei Isibani mitarbeiten, sodass man nicht ganz so isoliert ist.

Ach ja, noch mal zur Erklärung: Ich laufe von der Wohnung zu Isibani 20 min, einmal durch Winterton und am Township vorbei. Es ist nicht so, dass es zu weit ist, um zu Fuß zu gehen und die Leute deshalb gucken. Weiße fahren IMMER mit dem Auto, auch wenn sie nur einmal über die Straße müssen! Ich hoffe, ich schaffe es regelmäßig, zu schreiben, aber es ist eben echt ein bisschen umständlich mit dem Internet. Vergesst mich trotzdem nicht und schreibt mir auch, was in Deutschland so passiert.

Sanibonani!

Sonntag, 25.08.2013

Ich bin gut angekommen in Südafrika! Jetzt ist schon die erste Woche vorbei, aber ich hatte vorher einfach keine Gelegenheit zu schreiben. In meiner Wohnung habe ich nämlich kein Internet.

Der Flug (mein erster!) war ziemlich lang und der Abschied natürlich auch schwer, aber in Dubai habe ich dann auch meine "Mitfreiwillige" Freya getroffen, sodass wir uns auf dem zweiten Teil der Reise ein bisschen ablenken konnten. Vom Flughafen in Durban sind wir dann mit einem klapprigen Auto abgeholt worden, wo wir unser ganzes Gepäck nur mit Mühe und Not verstaut bekommen haben. Wie stellt man sich so eine Fahrt vor? Ganz genau, mit Autopanne. Irgendwann fing die Batterie an zu qualmen und wir mussten feststellen, dass alle Kabel durchgebrannt waren. Also haben wir an einer Tankstelle gewartet, bis uns jemand abgeholt hat. Man muss dazu sagen, dass es stockdunkel und ziemlich kalt war, aber im Auto konnten wir es uns gemütlich machen und haben uns ganz gut unterhalten. Wir sind dann noch ungefähr eine Stunde bis nach Winterton gefahren (natürlich nicht angeschnallt) und todmüde ins Bett gefallen.

Am nächsten Morgen konnten wir bei Tageslicht mal unsere Wohnung richtig anschauen: Es ist wirklich eine umgebaute Garage, aber größer als ich erwartet hatte. Wir haben eine recht gut ausgestattete Küche mit Esstisch und etwas Stauraum für Bücher etc., ein kleines Bad mit Dusche (warmes Wasser gibt es) und ein Schlafzimmer. Dann wurden wir auch schon von Elke abgeholt, die uns erst mal Winterton gezeigt hat. Sie ist Pastorin hier im Ort, kann ziemlich gut deutsch und ist unsere Ansprechpartnerin. Danach wurden wir auch direkt allen in Isibani vorgestellt, wo wir auch die letzte Woche schon mitgearbeitet haben. Alle sind total nett und sehr interessiert. Anfangs konnte ich mir zwar keinen Namen merken, aber mittlerweile klappt auch das. Mittwoch war dann unser erster Arbeitstag. Isibani hat viele verschiedene Projekte und ist die Anlaufstelle für alle, die Hilfe brauchen. Ich habe den ganzen Tag beim Baby Day Care geholfen. Dort werden ca. 15 Kinder von 0-2 Jahren den Tag über betreut, damit die Mütter arbeiten können. Für die älteren Kinder gibt es auch so ein Angebot, was Creche heißt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich an dem Tag mit der Aufgabe etwas überfordert war. Vor allem konnten die Frauen, die dort auch arbeiten nur Zulu, sodass ich nichts verstanden habe. Die Kinder sind zwar süß, aber eben noch sehr klein. Abends waren wir bei Elke zum Essen und haben Sofi kennengelernt. Sie ist die Chefin bei Isibani und wir haben zusammen den Geburtstag ihrer Tochter gefeiert.

Am nächsten Tag haben wir ein bisschen im Creche und beim Charity Shop geholfen. Das ist ein Second Hand Laden, wo man sehr günstige Kleidung kaufen kann. Abends gab es dann selbstgemachte Pizza.

Freitags sind wir mit zu einem Home Visit ins Township gegangen. Eine Mutter wollte ihr Kind nicht mehr in die Schule schicken, weil sie gehört hatte, das die Busfahrt teurer geworden sei. Die Mitarbeiter von Isibani kümmern sich auch um solche Dinge und konnten die Frau überzeugen, dass die Preise nicht gestiegen sind. Als wir zurückkamen, war gerade "Matthew 25". Das ist ein Projekt, wo Leute ohne Geld einmal im Monat kommen können. Es wird zusammen gebetet, über ein Thema, z.B. Hygiene gesprochen und dann bekommen sie eine Ration Lebensmittel, v.a. Maismehl abhängig von der Größe ihrer Familie. Später haben wir im Health Centre ein paar Akten sortiert. Weil am Montag Clinic Day ist, sind wir zum Krankenhaus gefahren und haben dort Medikamente abgeholt. Viele können sich die Fahrt zum Krankenhaus nicht leisten, also werden die Medikamente bei Isibani verteilt. Zum allergrößten Teil sind das HIV-Medikamente, weil Aids hier ein sehr großes Problem ist. Wir haben dann schon unsere ersten Überstunden gemacht, weil wir alles einsortieren mussten, d.h. eineige hundert Tüten ordnen und in die Datenbank eingeben. Dafür konnten wir jetzt am Wochenende ein bisschen entspannen.

Es ist schon anders als in Deutschland. Wir fallen enorm auf, wenn wir morgens zu Isibani laufen, weil kein Weißer zu Fuß geht. Das Fahrrad fahren haben wir auch schnell gelassen, weil das dann doch zu peinlich war. Außerdem wurde schon am ersten Tag über unseren Brautpreis verhandelt. In der Kultur der Zulus muss ein Mann nämlich der Familie der Frau Kühe geben, um sie heiraten zu können. Deshalb können sich Zulus auch gar nicht vorstellen, dass man in Deutschland nichts bezahlen muss, was zu Missverständnissen führen kann... Aber es ist auch einiges viel lockerer als in Deutschland. Wir haben z.B. am Samstag mit den Handwerkern bei Sofi einfach Volleyball gespielt (ja, es hat Spaß gemacht :D). 

Bestimmt wird die nächste Woche genauso spannend :) Danke auch für die ganzen lieben Nachrichten, ich werde so oft es geht schreiben.

Los geht's!

Sonntag, 18.08.2013

Die Koffer sind gepackt, das Visum kam zum Glück rechtzeitig und die Plätze sind reserviert - gleich geht's los zum Flughafen!!!

Ich kann noch gar nicht glauben, dass es wirklich schon soweit ist. Die letzte Zeit verging so schnell mit Urlaub, den letzten Vorbereitungen und und und. Ich bin jetzt total gespannt, freue mich sehr und bin natürlich unglaublich aufgeregt. Der Abschied von Familie und Freunden fällt schon sehr schwer und kurz vorher denkt man sich: "Wie komme ich eigentlich auf so eine blöde Idee?" Aber ich weiß ja, dass ich die Chance einfach nutzen muss und einmalige Erfahrungen machen werde.

Also, ich hoffe, ihr in Deutschland vergesst mich nicht -Tschüss, bis nächstes Jahr!